Präventionstheater 2020

Theaterprojekt gegen Extremismus und Menschenfeindlichkeit

Es ist das sechste Jahr in Folge, dass am Tag vor den Winterferien die Berliner Theatergruppe „Bühnengold“ für die Schülerinnen und Schüler der 7. – 10. Klassen an der Regionalen Schule Niepars spielt. Die Stücke sind aktuell und unmittelbar auf die Lebenswelt Jugendlicher, ihr Denken und ihre Sprache ausgerichtet. Bereits der Titel „No welcome“ ließ vermuten, um welche Problematik es in der diesjährigen Aufführung gehen wird. „Wir sehen heute ein Theaterstück von Bühnengold aus Berlin zu den Themen Menschenfeindlichkeit, Extremismus und der aktuellen Flüchtlingsdebatte“, lautete die Anmoderation zur Aufführung. Die Bühne war mit einer überdimensional großen Deutschlandfahne überspannt, davor eine der Hauptfiguren, die Gymnasiastin Melanie, die mit leicht skeptischem Gesichtsausdruck die deutsche Nationalhymne vorträgt. Der Text sitzt, doch ihren Lehrer Herrn Salzig kann sie mit dem emotionslosen Vortrag nicht überzeugen. Ist sie stolz, darauf, Deutsche zu sein und die Hymne zu singen? Melanie weiß es nicht, muss sich nun aber dank einer Hausaufgabe mit der Frage der deutschen Identität befassen. Wenig motiviert beginnt sie, die sich eigentlich bei historischen und politischen Themen viel lieber heraushält, in einem Geschichtsbuch nachzulesen. Anders ihr Bruder Lukas, der sehr aktiv die Beiträge und Meinungen auf den unterschiedlichen sozialen Netzwerken verfolgt und zu allen aktuellen Fragen eine Position bezieht. Bereitwillig bietet er seine Hilfe an. Beide Jugendliche prallen mit ihren Ansichten und Einstellungen zur deutschen Geschichte und Gegenwart schnell aneinander. Während Lukas seiner Schwester Gleichgültigkeit und fehlendes Wissen vorwirft, erkennt Melanie in seinen Ansichten radikale und extremistische Tendenzen. Von den historischen Fakten angeregt, die von den beiden Weltkriegen über die 68er Bewegungen bis zur Wiedervereinigung in die Gegenwart reichen, entwickeln sich die Gespräche der Darsteller zu einer emotionsgeladenen Diskussion über Einstellungen, Werte und politische Meinungen zur Flüchtlingsproblematik und multikulturellen Lebenswelt. Schlagzeilen, Worte wie Hass und Angst, Statements und Halbwahrheiten werden über die Bühne geschleudert, sollen provozieren und das Publikum im Gedankenkarussell um die deutsche Frage mitreißen. Der Schluss ist stark überspitzt und zeigt den Übertritt von Lukas zum Islam, während Melanie angstvoll und hilflos dieser Entwicklung zusehen muss. Nach einer Bombenexplosion hinter der Fahne endet die Handlung abrupt.

Die jugendlichen Zuschauer wurden mit der künstlerisch beabsichtigten Verunsicherung und den aufgeworfenen Fragen jedoch nicht allein gelassen. Im Anschluss führten die beiden Schauspieler Patrik Rolf und Manuela Hallenweger eine ausführliche Nachbesprechung zu Inhalten, Figurenverhalten und Absichten des Stücks. Die Nieparser Schülerinnen und Schüler zeigten sich sehr interessiert und aufgeschlossen mit viel Empathie und Toleranz in ihren Meinungen und Ansichten.

Auch für die Grundschüler gab es am Zeugnistag eine Theateraufführung. Kai Philipp Mücke vom StiC-er Theater Stralsund hatte mit seinen Arbeitsgemeinschaften zwei Stücke einstudiert, die von allen Kindern mit Begeisterung aufgenommen wurden.